AFO-Schau 2002 in Miesbach
Mit neuem Konzept startete der zweite Durchgang der AFO-Schauen. Nachdem in den letzten Jahren alle oberbayerischen Zuchtverbände einmal die Schau der Arbeitsgemeinschaft Fleckvieh Oberbayern (AFO) ausgerichtet hatten, wurde wieder in Miesbach begonnen. Um zeitliche Engpässe zu vermeiden, wurde ein zweitägiges Konzept entwickelt. Schwerpunkte waren am Vorabend die Präsentation der Nachzuchtgruppen mit anschließendem Züchterabend und am Samstag das Richten der Schautiere mit Eliteversteigerung. Dies bot vor allem den weit gereisten Züchtern aus dem In- und Ausland mehr Zeit sich eingehend über die Fleckviehzucht in Oberbayern zu informieren.
Die AFO-Tierschau hat sich zu einer der bedeutendsten Fleckviehschauen entwickelt, was durch Besuchergruppen aus Frankreich, Tschechien, Österreich, Italien der Schweiz und vom Niederrhein belegt wird. Zu Beginn der Veranstaltung wurden am 25. Oktober abends Nachzuchten der Bullen Enrico, Hochtor und Noriker präsentiert. Das Interesse war riesengroß, so dass bereits zu diesem Programmpunkt rund 800 Besucher gezählt werden konnten. Die Vorstellung wurde von Dr. Thomas Grupp, Besamungsstation München-Grub, und Hermann Zuchtriegel, Besamungsstation Greifenberg, vorgenommen.
Sowohl Enrico als auch Hochtor stammen aus dem erfolgreichen ET-Programm der Rinderzucht Südbayern. Mit dem Egol-Sohn Enrico (10/187454) hat sich neben dem Bullen Manager ein weiterer Sohn der Kuh Rubine von unserem Züchter Ferdinand Huber aus Obermarbach durchgesetzt.
Eine sehr einheitliche Nachzuchtgruppe strahlte viel Harmonie aus und belegte die hervorragende Exterieurvererbung dieses Bullen.
Der Bulle Hochtor (10/178187) mit dem Vater Hodach wurde bereits als Bullenvater bayernweit eingesetzt. Seine vorgestellten Töchter, zum Teil bereits mit zwei Kalbungen, zeigten deutlich bessere Bemuskelung, als dies der Fleischwert von 90 vermuten lässt. Trockene Fundamente und gut ausgeprägte Euter mit sehr korrekter Strichstellung rechtfertigen das Prädikat „Bullenvater“.
Als jüngster Bulle wurde der Rexon-Sohn Noriker vorgestellt. Dieser wurde sowohl in Bayern als auch in Österreich geprüft. Seine Töchter präsentierten sich eher umsatzbetont. Zusammen mit korrektem Fundament und durchweg kleinen, sehr straff sitzenden Eutern hinterließen sie einen sehr eleganten Eindruck. Zu erwähnen sind die eher ebenen Becken. Der Züchterabend in der umgestalteten Kälberhalle bot viel Gelegenheit zum Meinungs- und Informationsaustausch.
Am Samstag hatten die Preisrichter Dr. Bruno Valentin aus Südtirol und Josef Schleicher aus Hemau-Untereiselsberg die schwierige Aufgabe aus den 61 Wettbewerberinnen die Klassensieger und Schausiegerkühe zu ermitteln. Beim Richten vor vollen Rängen in der Oberlandhalle wurde deutlich, dass nicht die Extreme bezüglich Milchleistung oder Fleisch gefragt waren, sondern ausgeglichene, harmonische Typkühe mit bestem Euter. Die breite Spitze an hervorragend präsentierten Kühen beeindruckte die interessierten Besucher. Neben den angeführten Qualitäten bezüglich der Exterieurmerkmale stellten die Tiere aber auch wieder ihre Leistungsbereitschaft unter Beweis.
Durchschnittsleistungen der gemeldeten Schaukühe
Kühe mit Probemelkergebnis (1. PM)
31,9kg Milch, 4,23% Fett, 3,38% Eiweiß
Kühe mit 100-Tage-Leistung
3.234kg Milch, 4,07% Fett, 3,25% Eiweiß
Kühe mit 200-Tage-Leistung
6.187kg Milch, 3,93% Fett, 3,48% Eiweiß, MW 121
Kühe mit 1. Laktation
8.402kg Milch, 4,07% Fett, 3,59% Eiweiß, MW 131
Kühe mit durchschnittlicher Jahresleistung
9.561kg Milch, 4,07% Fett, 3,61% Eiweiß, MW 128
Für den Zuchtverband Pfaffenhofen gingen elf Kühe ins Rennen. Bereits im ersten Richtring stand eine sehr spannende Entscheidung an. Mit der Katalognummer 2 stellte Johann Lettmair, Eutenhofen die Lotarry-Tochter LOLA (DE 09 34363271) den Preisrichtern vor. Diese Kuh zeigte sehr viel Rahmen und Tiefe. Außerdem überzeugte sie durch ihr trockenes Fundament und das weit nach vorne reichende Baucheuter. Im Schnitt der ersten zwei Probemelken brachte sie es auf 30 kg Milch bei 3,76 % Fett und 3,49 % Eiweiß. Nur von der späteren Schausiegerkuh der jungen Kühe wurde Lola auf den zweiten Platz in dieser Klasse „Kühe mit Probemelkergebnis“ verwiesen. Als Anerkennung für diesen züchterischen Erfolg wurde Herrn Lettmair am Ende der Schau die ADR-Medaille in Silber verliehen.
In der zweiten Klasse „Kühe mit 100-Tage-Leistung“ trat Georg Kügel aus Gaden mit seiner Geronimo-Tochter GRAZIA (DE 09 31212637) an. Dieses Tier wurde auf dem Jungrinder-Elitemarkt 1999 in Ingolstadt nach Südtirol verkauft und von Herrn Kügel später als Jungkuh wieder erworben. Der Zwischenaufenthalt auf der Alm hat ihr sichtlich gut getan. Hervorzuheben ist bei dieser Kuh mit guten Übergängen vor allem das sehr kleine Euter mit gutem Eutersitz und Zentralband. Dennoch kann sie eine hervorragende 100-Tage-Leistung von 3.497 kg Milch mit 4,34 % Fett bzw. 3,23 % Eiweiß vorweisen. Das positive Gesamtbild dieser Kuh führte die Preisrichter dazu ihr den Ic-Preis in dieser Klasse zuzusprechen.
Michael Schimmer aus Wellheim war zum ersten Mal mit einer Kuh bei einer AFO-Tierschau vertreten. Den Sprung in diese kleine Auswahl von Tieren schaffte er mit der Radil-Tochter LOTTI (DE 09 33229174). Mit einer Kreuzbeinhöhe von 150 cm zeigt diese Kuh sehr viel Wuchs bei ausreichender Bemuskelung. Das Euter war gekennzeichnet durch ein sehr gut ausgeprägtes Schenkeleuter bei etwas längeren Vorderstrichen. Obwohl Lotti die jüngste Kuh dieser Klasse war, war auch für sie eine beachtliche 100-Tage-Leistung von 3.147 kg Milch vermerkt.
Die Klasse 3 „Kühe mit 200-Tage-Leistung und 1. Laktation“ war mit 19 Tieren am stärksten besetzt. Hier wurde zunächst in zwei Gruppen gerichtet. In der Gruppe a war von Pfaffenhofener Seite Anton Dauer, Agelsberg vertreten. Seine Schaukuh LADY (DE 09 33229952) war eine Hofer-Tochter mit Mutter-Vater Morten. Bei dem Bullen Hofer sind vor allem die funktionalen Merkmale hervorzuheben, die auch bei seiner Tochter wieder zu finden sind. Daneben überzeugt außerdem eine 200-Tage-Leistung von 6.252 kg Milch mit 3,97 % Fett und 3,48 % Eiweiß. Durch die gute Eigenleistung konnte sie ihren Milchwert bereits mehrfach steigern. In der mit 10 Tieren stark besetzten Gruppe b waren sogar vier Kühe unseres Zuchtverbandes vertreten. Mit einem 1b-Preis konnte sich die Horb-Tochter MELINA (DE 09 32406282) von Kopp Pius jun. aus Gansbach am besten behaupten. Diese rahmige, lange und tiefe Kuh strahlte an diesem Tag sehr viel Eleganz aus. Auch die Preisrichter konnten an dieser Kuh nicht vorbei, was in der guten Platzierung zum Ausdruck kam. Aufgrund des gleichmäßigen Euters mit sehr korrekter Strichstellung wurde sie auch in die mit sieben Kühen kleine Gruppe der besten Euterkühe aufgenommen. Für die ersten 200 Melktage ist eine Milchleistung von 5.665 kg Milch mit guten Inhaltsstoffen von 4,27 % Fett und 3,45 % festgehalten. Aus dem Zuchtbetrieb von Alois und Rainer Oblinger, Kasing waren zwei Kühe in derselben Gruppe vertreten. Dabei handelte es sich zum einen um die Geronimo-Tochter ASTRO (DE 09 32627214). Gerade aus Gründen der Linienvielfalt ist es erfreulich, dass von Geronimo exterieur- und leistungsstarke Kühe vorhanden sind, die den Sprung ins Zuchtprogramm schaffen. Mit der Kuh Astor hat Astro auch eine bekannte Mutter, von der neben Hobling aktuell mit dem Bullen Emerson ein weiterer positiver Sohn die Hürden für den Zweiteinsatz genommen hat. Als mittelrahmige, kompakte Kuh mit guter Bemuskelung kann Astro jedoch auch eine beachtliche 200-Tage-Leistung von 6.347 kg Milch bei 3,99 % Fett und 3,57 % Eiweiß vorweisen.Bei der zweiten Schaukuh aus demselben Betrieb handelt es sich um die Kuh MONSATO (DE 09 32776280) eine Tochter des Bullen Weinox. Im Gegensatz zu Astro verkörpert sie einen anderen Kuhtyp. Sie steht mehr für den rahmigen, eher umsatzbetonten Typ mit kleinem, straff sitzendem Euter. Bezüglich Leistung lässt sie keine Wünsche offen. In den ersten 200 Tagen hat sie es auf 6.442 kg Milch mit 3,45 % Fett und 3,46 % Eiweiß gebracht. Ähnlich leistungsstark im selben Laktationsabschnitt präsentierte sich die Radau-Tochter GREDAU (DE 09 34267292), vorgestellt von Hans Estelmann aus Gerolfing. Mit 134 Punkten konnte sie einen der höchsten Milchwerte in der Klasse vorweisen. Die dazugehörige absolute Leistung steht bei 6.483 kg Milch sowie 3,59 % Fett und 3,51 % Eiweiß. Gutes Fundament und Euter bei durchschnittlicher Bemuskelung kennzeichneten diese leistungsstarke Jungkuh.
Bei dennachfolgend aufgeführten Kühen handelt es sich um Tiere mit jeweils zwei Kalbungen. Diese Klasse war in drei Gruppen unterteilt. In der Gruppe a war die bereits schauerfahrene Romen-Tochter COLETT (DE 09 18919856) aus dem Zuchtbetrieb von Bernhard Böhm aus Pondorf vertreten. Neben der letztjährigen AFO-Schau war sie auch bei der Bundesfleckviehschau in Alsfeld erfolgreich. Mit dem zweiten Kalb hat sie noch an Masse zugelegt bei weiterhin hervorragender Euterqualität und sehr korrektem Fundament. In ihrer Gruppe war sie die unangefochtene Siegerin. Nach 8.529 kg Milch in der ersten 305-Tageleistung startete sie im ersten Probemelken der zweiten Laktation mit 42,4 kg Milch bei 4,48 % Fett und 3,55 % Eiweiß. Neben einer Enrico-Nachzuchtkuh hatte Ferdinand Huber, Obermarbach außerdem eine Radau-Tochter mit Namen REMISE (DE 09 32950313) aus der bekannten Manager- und Enrico-Mutter Rubine im Schauwettbewerb laufen. Bei dieser Kuh hat die Anpaarung optimal gepasst. Von der Mutter Rubine erhielt sie die Rumpfigkeit, vom Vater Radau den notwendigen Rahmen, wie die Kreuzbeinhöhe von 151 cm belegt. Von den Preisrichtern wurde ihr der 1c-Preis zuerkannt. Damit bestätigt sich auch auf der weiblichen Seite die erfolgreiche Nachzucht der Hornus-Tochter Rubine. Als letzte Pfaffenhofener Vertreterin kam die Winzer-Tochter AVANTI (DE 09 32628326) aus dem Zuchtbetrieb von Johann Schneider aus Pettling zum Einsatz. Auch diese Kuh war bereits als Jungkuh bei der letzten AFO-Schau in Mühldorf erfolgreich. Die erste Laktation absolvierte sie mit 8.844 kg Milch bei Inhaltsstoffen von 4,22 % Fett und 3,58 % Eiweiß. Bezüglich Exterieur sind als Stärken die gute Schenkeleuterausprägung und die sehr trockenen Sprunggelenke zu erwähnen. Als Besonderheit wurden bei dieser Tierschau erstmals genetisch hornlose Fleckviehtiere, die als Milchkühe genutzt werden, präsentiert. Dabei waren durchschnittliche Jahresleistungen mit bis über 9.000 kg vertreten. Vor allem die jungen Tiere mit so bekannten Milch- und Exterieurvererbern wie Randy oder Morror lassen die Hoffnung zu, dass demnächst auch genetisch hornlose Besamungsbullen die Grenzen für den Zweiteinsatz im Milchbereich überwinden, so dass die Gene für Hornlosigkeit sich stärker in der Population vermehren.
Den abschließenden Höhepunkt der gelungenen Veranstaltung bildete die Eliteversteigerung. Einen Romel-Sohn aufgezogen von Hans Estelmann aus der bekannten Ralbo-Tochter Itala von Michael Mitterweger in Haindlfing sicherte sich die Besamungsstation Greifenberg. Aus derselben Kuh erzielte eine Morror-Tochter den höchsten Versteigerungserlös der angebotenen Jungkühe. Herr Huber aus Finsing ließ sich dieses Spitzentier nicht entgehen. Die Besamungsstation Grub sicherte sich noch einen Sohn des Bullen Boss aus einer der Milchwert stärksten Kühe des Verbandsgebietes. Angeboten wurde dieser Bulle von Hubert Schweiger aus Asbach, der zugleich Züchter des Bullen Boss ist. Auch die Schausiegerkuh bei den jüngeren Kühen war eine Boss-Tochter. Die weiteste Reise musste allerdings ein bestens entwickeltes Romel-Rind von Seidl Albert aus Motzenhofen antreten. Neuer Besitzer ist Herr Derler aus Piregg in der Steiermark.